metropole_vernetzt_1020x573.jpg
scroll-down
05.08.2021

Lieferengpässe im Glasfaserbereich treffen auch die Stadtwerkebranche

 

 

Rohstoffe, Halbleiter, Vorprodukte – Lieferengpässe in vielen Bereichen machen der deutschen Wirtschaft seit Monaten zu schaffen. Stadtwerke trifft dies mittlerweile zum Teil auch im Glasfaserbereich. „Für das dritte und vierte Quartal sind nur begrenzt Neukundenanschaltungen möglich, aber nicht ganz ausgeschlossen“, teilt etwa eine Sprecherin der Stadtwerke Jülich (SWJ) auf Anfrage mit. Der Grund: Beim Netzanschlussgerät (ONT), das zwingend beim Endkunden installiert werden muss, gibt es Lieferverzögerungen von bis zu sechs Monaten. Als Gründe werden vom Hersteller ein Mangel an Chips und die nicht ausreichenden Frachtkapazitäten genannt.„Wann die Geräte tatsächlich geliefert werden, können uns im Moment selbst die Lieferanten und Hersteller nicht verbindlich angeben. Teilweise werden Zeiten, die bis ins nächste Jahr reichen genannt“, so Julia Heyden, aus dem Bereich Vertrieb und Marketing bei der SWJ.

Der VKU und der Verband Breko bestätigen diese Siutation.  "Auch unsere Mitglieder, die im Telekommunikationsbereich tätig sind, bleiben vom Chip-Mangel nicht verschont. Es mehren sich bei uns die Meldungen von Unternehmen, dass es zurzeit Lieferprobleme bei den Netzabschlussgeräten gibt bzw., dass es zu Lieferproblemen kommen wird", erklärt ein VKU-Sprecher.
„In der Tat sehen wir zunehmend Engpässe, einerseits beim Kabelleitungs-Tiefbau und andererseits bei Endgeräten. Aus Sicht der Breko-Unternehmen vor allem bei Routern für unsere Glasfaseranschlüsse“, sagt der Geschäftsführer des Breko (Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.) und Aufsichtsratsvorsitzende der Breko-Einkaufsgemeinschaft, Stephan Albers.
Vor diesem Hintergrund habe man eine Task-Force ins Leben gerufen, um die Engpasssituation abzufedern. So habe die Breko-Einkaufsgenossenschaft mit der Icotera einen starken Partner für die Belieferung mit zusätzlichen Routern gewonnen, mit einem zweiten Anbieter sei man in den finalen Verhandlungen
Zusätzlich setze man auf das Refurbishment von Gebrauchtgeräten. „Außerdem sind wir dabei, im europäischen Ausland, dort wo der Glasfaserausbau gerade nicht so boomt wie in Deutschland, Lieferanten zu qualifizieren, die noch Reserven haben.“ Damit sei man auf einem guten Weg, den Unternehmen und damit den Kunden über die aktuelle Situation hinwegzuhelfen und Anschlussmöglichkeiten zu sichern.
Bei den großen kommunalen Telekommunikationsdienstleistern EWE Tel und Netcologne ist die Situation indessen offenbar noch entspannt. Man bemerke zwar schon eine wachsende Vorsicht auf Seiten der Lieferanten und den Hinweis, das künftig Lieferverzögerungen nicht ausgeschlossen werden könnten, erklärt eine EWE-Sprecherin. Noch seien die Lagerbestände aber gut gefüllt und man könne alle Kundenanliegen bedienen. Ähnlich fällt der Tenor bei Netcologne aus.
Der Ausbau des Glasfasernetzes, also das Verlegen von Leerrohren und das anschließende Einbringen der Glasfaserkabel, ist auch in Jülich aktuell nicht von den Lieferproblemen betroffen und läuft laut SWJ weiter. „Allerdings haben wir die Prioritäten verändern müssen. Denn die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Infrastruktur nach dem Hochwasser haben absolute Priorität“, betont Torsten Adamietz, SWJ-Projektleiter Breitbandinfrastruktur.

Quelle: ZfK, 03. August 2021